Blubbeldiblubb - 'ne kleine Übung (:

(schon von letztem Jahr)
Das Mädchen ging die Straße entlang. Wobei, es ging nicht, es schritt, schwebte, tanzte. Seine ascheschwarzen Haare hüpften ein wenig in ihrer Bewegung, sie standen vom schmalen Kopf ab und wirkten erfrischend und gewollt aufmüpfig; rebellisch. Das zarte Wesen besaß bleiche Haut, sie ähnelte einem dünnen Blütenblatt oder Papier. Wenn dem Mädchen kalt war, sah man die Vielzahl von blauen Adern, das adelige Netz, durch die filigrane Haut hindurchschimmern. Sie sahen aus wie in mühseliger Arbeit grazil aufgemalt.
Ihre tiefgrünen Augen waren nach vorne gen Horizont gerichtet und verschleiert. In ihren Ohren klangen die leichten, künstlerischen Schritte dumpf und hypnotisch. Ein leiser frühlingsherbstlicher Duft schwebte in der sonnig-regnerischen Stimmung, und wurde ihr von einer Brise entgegengetragen. Das Mädchen sah ein wenig erleichtert aus, als es kurz genießend die großen Augen schloss und das Parfum der Natur durch seine wie modelliert und dadurch so natürlich perfekt scheinende Nase aufnahm.

(schon von letztem Jahr)
Ein eisiger Nordwind fegte über die weiße Ebene. Es war der Frostwind.
Der volle Mond stand am schwarz-blauen, sternenlosen Himmel, der von den frostigen Schneewehen unberührt blieb. Die Geräusche der Nacht gingen im Pfeifen und Tosen des Sturms unter. Obwohl sich die Weite bewegte, schien sie doch leblos. Die feinen Schneekörner wurden umhergetragen wie kleine Perlen, die im Strom mitgerissen werden.
Inmitten des Winterklangspiels stand eine junge Frau. Sie rührte sich nicht und hatte die Augen geschlossen, in deren Wimpern sich kleine Eiskristalle verfingen, die sie weiß färbten. Ihre Haut war so frostig weiß wie der Schnee, der sie umgab. Sie schimmerte und glitzerte sogar leicht, als wäre sie mit Eis bezogen. An den hüftlangen, dünnen Haaren zerrte der Wind mit eisigen Klauen. Sie sahen auch fast weiß aus, so wie das ganze Mädchen. Es schien ein Teil der Kälte zu sein, und obwohl es den Kopf leicht schützend gesenkt hatte, sah es doch so majestätisch aus. Wie eine Eiskönigin.
Plötzlich legte sich der Wind für einen Moment, als hätte der Mond einen stillen Befehl gesandt. Alles schwieg. Dann setzte das Sturmgeheul erneut ein und trieb den Schnee voran. Als langsam die ersten pfirsichfarbenen Sonnenstrahlen den Horizont kitzelten, schlug das Mädchen die großen, eisblauen Augen auf. Tief atmete sie den Duft der weiten Ferne ein, als sie den ersten Schritt gen Süden tat.

(geschrieben im Januar)
Sie blickte die dunkle Straße hinab, deren Ende von der Dämmerung verschluckt wurde. Unter den weit oben an den Häusern angebrachten Fackeln, die als Straßenbeleuchtung dienten, nahmen seltsame Nebelformationen Gestalt an.
Sie setzte sich in Bewegung und ging in raschem Tempo in Richtung Dunkelheit; der Weg fiel recht steil ab und der finstere Himmel senkte sich schwer zwischen die Häuser, die viel Platz für die breite Straße ließen.
Ihre Schuhe klapperten auf dem Stein und erzeugten ein unangenehm lautes Geräusch in der nebligen Stille der Abenddämmerung. Sie war in unauffälliges Schwarz gekleidet; ein Mantel hüllte sie ein, seine Kapuze verdeckte ihr zartes Gesicht. Während sie schnellen Schrittes mutig voranschritt, spürte sie eine vage Veränderung ihrer Umgebung: kaum sichtbar wurden lebendig wirkende Nebelformen vom Fackelschein niedergerungen, doch sie machten nur den Anschein von Einbildung oder Fantasie.
Ohne es zu sehen, lief die Frau in Schwarz mitten durch ein Schlachtfeld, das so ruhig, wie es vorgab zu sein, nicht wirklich war...